Eckdaten zur Krankenhausreform werden den eigenen Zielen nicht gerecht

GKV-Versicherte sind die Leidtragenden

„Die aktuelle Politik ignoriert die extrem nachteiligen Auswirkungen der institutionellen Alimentierung von Krankenhäusern für die Patientinnen und Patienten, die in der Vergangenheit gemacht worden sind, und erweckt stattdessen den Eindruck, genau damit lasse sich der notwendige Strukturwandel mit der Zentralisierung komplexer Medizin an wenigen Standorten und der Dezentralisierung der weitgehend ambulanten Medizin in der Fläche gleichzeitig befördern.“ Mit deutlichen Worten kritisiert der Ehrenvorsitzende der INITIATIVE GESUNDHEITSWIRTSCHAFT Professor Heinz Lohmann die jetzt von den Gesundheitsministern des Bundes und der Länder beschlossenen Eckdaten zur Neuordnung der Krankenhausfinanzierung . Es sei in der gegenwärtigen Diskussion ein Maß an Geschichtsvergessenheit erreicht, das ihn zutiefst irritiere.

„Wie manche politischen Akteure die Lösung aller Probleme in der Einführung von Vorhaltepauschalen sehen, kann nur als ahnungslos bezeichnet werden. Was heute als Vorhaltepauschalen bezeichnet wird, war früher das Selbstkostendeckungsprinzip, nämlich eine Finanzierung der Krankenhäuser ohne Leistungsbezug“, so Heinz Lohmann wörtlich. Genau dies sei in den 1970er und 80er Jahren vollständig gescheitert. Die längsten Verweildauern in ganz Europa, Kosten, die für dieselbe medizinische Leistung von Klinik zu Klinik gewaltig differierten, und Wartelisten für exzellente Medizinangebote seien nur einige der inakzeptablen Folgen der damaligen Finanzierung gewesen. „Jetzt ist die Gesundheitspolitik dabei, dieses verfehlte System wieder einzuführen“, betont Prof. Lohmann. Das sei völlig daneben, zumal insgesamt nicht mehr Geld zur Verfügung stehe, sondern lediglich umverteilt werden solle. Zudem hätten bereits eine Reihe von Bundesländern erklärt, an der Krankenhausplanung keine einschneidenden Veränderungen vornehmen zu wollen.

Eine leistungsunabhängige Pauschalfinanzierung verfestige die inzwischen vielerorts bereits dramatisch eingetretenen Defizite in der medizinischen Versorgung. Ihn, so Lohmann, beschleiche das Gefühl, bestimmte Verantwortliche scheuten die dringend notwendigen Strukturveränderungen und versteckten sich hinter ideologischen Floskeln wie der Entökonomisierung. Die Folgen der drohenden Fehlentscheidungen würden schon in Kürze die gesetzlich Krankenversicherten zu spüren bekommen. Die Patientinnen und Patienten seien die Leidtragenden dieser Rückkehr zu mehr Planwirtschaft.

Richtig sei, dass das in die Jahre gekommene DRG-System über die Diagnose hinaus um weitere Bestimmungsfaktoren ergänzt werden müsse. Diese sollten auf das Patientenwohl gerichtet sein. Auch könnten Hybrid-DRGs endlich den Einstieg in die Überwindung der Grenze zwischen ambulanter und stationärer Medizin ermöglichen. Der IGW-Ehrenvorsitzende nachdrücklich: „Es ist immer noch nicht zu spät, zu einer wirklichen Verbesserung der medizinischen Angebote zu kommen, allerdings müssen dazu im Gesetzgebungsverfahren nach der parlamentarischen Sommerpause mutige Entscheidungen im Interesse der Patientinnen und Patienten getroffen werden!“