Zu viele Krankenhäuser?

Dr. Christoph Hans StraubDr. Christoph Straub (Mitglied des Vorstands der IGW) zum Thema „Zu viele Krankenhäuser“

Qualität als Richtschnur der Krankenhausreform: Zu viele, zu wenige oder falsch verteilt?

Über die richtige Anzahl der Krankenhäuser in Deutschland wird seit Jahren gestritten. Kein Wunder, schließlich ist die heutige Krankenhausplanung weder zeit- noch bedarfsgerecht. Die Große Koalition hat daher die Krankenhausreform zum Megathema dieser Legislatur erklärt. Seit Monaten erarbeitet eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe Eckpunkte dieser längst überfälligen Reform, bis Jahresende sollen sie stehen. Gut so!

Zwei Dinge sind dabei wichtig. Es geht nicht einfach nur darum, Krankenhäuser zu schließen, und es darf auch nicht dazu kommen, dass die Krankenhäuser am Ende pauschal nur mehr Geld erhalten. Ziel muss der konsequent restrukturierte Krankenhaussektor sein, ausgerichtet an der Qualität der Versorgung. Schließlich ist gerade die Qualität in den Kliniken deutlich unterschiedlich. Das belegen zahlreiche Studien, die aber bei einigen Funktionären nicht gerade beliebt sind. Nötig sind die Qualitätsnachweise in jedem Fall. Denn warum sollten Leistungen an Patienten erbracht und durch die gesetzliche Krankenversicherung finanziert werden, die schlechter als gefordert und möglich sind?

Im Mittelpunkt müssen immer die Sicherheit und der medizinische Bedarf der Patienten stehen. Dazu gehört auch, dass Leistungen aus stationären Einrichtungen, die die Qualitätsanforderungen nicht erfüllen, in besser qualifizierte Krankenhäuser verlagert werden. Wenn sich die Krankenhäuser in Deutschland stärker spezialisieren, bedeutet dies gleichzeitig, dass nicht alle Kliniken erhalten werden. Deutschland hat im internationalen Vergleich eine sehr hohe Krankenhausdichte mit einer teilweise geringen Bettenauslastung, so dass nicht alle Betten für die Versorgung notwendig sind.

Um jedoch Missverständnissen vorzubeugen: Die Versorgung in der Fläche ist durch diese Pläne nicht gefährdet. Kleinere Krankenhäuser auf dem Land sind für die Sicherstellung der Grund- und Regelversorgung notwendig. Dazu sollten die heutigen Krankenhäuser zu ambulant-stationären Versorgungseinrichtungen umgebaut werden, mit weniger akut-stationären Betten und einem breiteren Spektrum an ambulanter Versorgung und Pflege. Bei planbaren Krankenhausleistungen gilt jedoch: Nicht jeder Krankenhausarzt muss jede noch so komplizierte Knie- oder Herzoperation durchführen können. Medizinisches Können ist heute selbst innerhalb eines Fachgebietes so differenziert, dass mehr Spezialisierung und die Konzentration von Leistungen zwingend sind. Nur wenn wir konsequent darauf setzen, kann die Qualität in der Versorgung insgesamt wachsen. Und diese sollte künftig darüber entscheiden, wo und in welchem Umfang Leistungen erbracht werden.

Selbstverständlich geht es also nicht darum, Krankenhausbetten ohne Rücksicht auf die Region einfach wegzurationalisieren. Vielmehr geht immer um vernünftige Alternativen. Mit einem Investitionsfonds wäre es möglich, nicht notwendige Krankenhausabteilungen oder -häuser zum Beispiel in Pflegeeinrichtungen umzuwandeln. Dieser Fonds ist in jedem Fall der richtige Weg, um Überkapazitäten bei den Krankenhausbetten abzubauen. Allerdings muss sichergestellt werden, dass sich die Bundesländer daran angemessen finanziell beteiligen.